Minnesänger
Geboren und aufgewachsen in Altstätten/Schweiz, dem Ort, der mit dem Minnesänger Chunrat v Altstette seit Jahrhunderten verbunden ist, interessierte ich mich schon sehr früh für Minnesang.
Seit mehr als 30 Jahren singe ich nun Lieder der Minnesänger des zwölften bis fünfzehnten Jahrhunderts sowie unbekannter Spielleute, Sauf- und erotische Lieder der Mönche und Laien, Lieder gescheiter Frauen und gehörnter Ehemänner. Ich habe immer wieder festgestellt, dass diese Lieder, diese Musik, diese Atmosphäre viele Leute berührt. Voraussetzung ist, dass ich mich mit meinem Programm dem Anlass oder der Situation anpasse. Dadurch gelingt (fast) jeder Auftritt und macht mir und den Leuten Spass.
Vergessen sie, was sie in der Schule über „Minnesänger, Ritter und edle Fräuleins“ gelernt haben, es war fast sicher anders. Wer heute noch predigt, dass Minnesänger und Spielleute die sogenannte „überirdisch platonische Liebe“ gepredigt hätten, kann nicht zwischen den Zeilen lesen oder hat vielleicht keinen Sinn für Erotik. Und erotisch sind sie fast immer, diese Lieder, wenn auch in einer Raffinesse, die es vielleicht internetgewohnten Zeitgenossen nicht gerade einfach macht. Was soll’s, es soll doch vor allem Spass machen, die Lieder – und die Erotik.
Apropos Schule: Seit Jahren trete ich in Schulen auf, mit grossem Erfolg. Ein Programm mit Geschichten um Ritter und starke Frauen kommt an, vor allem, wenn Kinder nachher mit „richtigen“ Instrumenten spielen können, oder wenn auf dem „Häxaschitt“ Dracula durch das Schulzimmer geistert…. (Ideal für die Mittelstufe)
Was bleibt ist die Erkenntnis, dass in menschlichen Beziehungen Freud und Leid über die Jahrhunderte gleich geblieben sind. Wer mittelalterliche Lieder „übersetzen“ kann, entdeckt ein Liedgut von erstaunlicher Modernität: Tonangebende Frauen, dienende Männer, edele frouwen, schöne manne.
Bis weit in das 20. Jahrhundert waren Minnelieder ein Reservat der Germanisten, dass Lieder gesungen werden, war anscheinend nicht so wichtig… 1991 sang das Ensemble „sirventes ioglar“ mit Urs Stieger wieder die Lieder vorwiegend der Schweizer Minnesänger im vielgespielten Stück „ir rôter munt hat mich verwunt“.
Oswald von Wolkenstein
Dem Sänger, Ritter und „Entertainer“ aus dem Südtirol widmet das Konziljubiläum Konstanz ein ganzes Jahr!
Wolkenstein war, was Musik und Text und ihre Verbindung betraf, ein Erneuerer, ja geradezu revolutionär! Viele seiner Lieder sind leicht zugänglich, andere wieder „Kunstprodukte“, die vor allem intellektuelle Schöpfungen sind.
Nie hat bis anhin in deutscher Sprache jemand so stark sein eigenes Leben in Liedern verarbeitet.
Seit etwa 35 Jahren singe ich mit dem Ensemble „sirventes ioglar“ Wolkensteinlieder und setze mit ihnen den Schlusspunkt der „Minnesängerzeit“.
Siehe auch
„sirventes ioglar“
Selbstgebaute Instrumente
Ich begleite mich auf selbstgebauten Instrumenten: Chitarra saracena, Chitarra latinica, Cytole, verschiedenen Drehleiern und Häxaschitt, Lauten, Gitarren etc.
Es sind keine Meisterinstrumente, sondern in der Tradition der fahrendenen Sänger gefertigte Instrumente, die auch einmal feuchtes Wetter ertragen müssen.
Siehe auch
Instrumentenbau
Pralles Leben, – und der Tod ist allgegenwärtig Bosch zeigt, dass Musik und Musikinstrumente allgegenwärtig waren und Metapher für Leben und Tod, Denken und Handeln.
Dass die Menschen des Mittelalters vor allem auf ein Leben im Jenseits gewartet haben, ist eine Mär der Kirche. Trotzdem ist es ihr gelungen, über Jahrhunderte die Angst vor Fegefeuer und Hölle zu schüren, und das kommt natürlich auch in den Liedern vor.
Baden und essen, Liebesspiel und Musik für König und Bettelmann…
Ethnobotanik
Glauben sie immer noch, im Wein habe es Trauben und Trauben und sonst nichts?
Was die Menschen in unserer Gegend vom Mittelalter bis jetzt in den Wein zugaben und mit dem sauersten Wein die wunderbarsten „Reisen“ machten, erzähle ich ihnen gerne bei einer ethnobotanischen Exkursion, verbunden mit Liedern vom Wein aus Mittelalter und Barock und Degustation biologischer Weine.
Vinum belladonna?
Auch schon daran gedacht, dass die alkoholarmen Weine des Mittelalters nur sauer waren, keine Spur von Genuss? Dem Wein, Bier etc. hat man natürlich nachgeholfen, mit vielen legalen und nicht so legalen Beimengungen, die entweder nur „die Zunge lösten“ oder mehrtägige wunderbare „Flüge“ mit obligatem „Absturz“ ermöglichten. Ich organisiere Events mit Weindegustationen heutiger Weine, „Probiererli“ historischer (legaler) Mischungen und Geschichten um den Wein und dazu passender Lieder aus den letzten 7 Jahrhunderten, auf Wunsch zusammen mit einer Weinbauingenieurin oder einem Pilzwissenschaftler.